Hab gerade nachgeschaut: seit dem 11. Oktober kündige ich das Rezept für Labskaus an ... siehe b-logbuch-eintrag => Ship • Facts • no.7 ... macht gute zwei Monate, hab mich ablenken lassen, zuviel Gegenströmung auf See, dafür sollte der Hunger in der Zeit gewachsen sein ... Und damit wären wir in originalen Seeverhältnissen angelangt, erweist sich also als rein schiffsforschungsbedingte Maßnahme. ... hab mich auch mal mit hirnforschung beschäftigt, da hat mich fasziniert, dass die eine gehirnhälfte als geschichtenerzähler fungiert, also ständig damit beschäftigt ist, unsere handlungen logisch herzuleiten, im nachhinein ...
Also, Labskaus.
Muss man sich so vorstellen: Wenn die Seeleute lange auf See sind, gehen die Vorräte langsam aus, keine Frischnahrung mehr, Fleischrationen werden kleiner, Stimmung mieser usw.. Damit's auf den Tellern trotzdem nicht kläglicher aussieht, ist Erfindungsgeist gefragt. Geht so: Man nehme gepökeltes Fleisch, koche Kartoffeln, stampfe beides zusammen, so wird's eine gute Menge, und niemand sieht mehr so genau, wieviel Fleisch drin ist. Sieht andererseits nicht so toll aus ... man denke an die entstehende Farbe und Konsistenz ... . Also braucht's was obendrauf und drumherum, am besten farbig: rote Beete und saure Gurken, hübsch, außerdem noch Vitamin-C-haltig, auch nicht schlecht auf See. Eingelegter Hering noch dazu, super, gern als Rollmops. Und dann ein Spiegelei obendrauf, das gibt's sogar frisch: Hühner immer mit an Bord.
Fertig. Würzen & abschmecken natürlich auch, läuft unter Feinheiten. So sieht's dann aus, zum Beispiel:
Zum Beispiel, weil natürlich viele Variationen. Auf jedem Schiff anders. Und in jedem Haushalt. In Hamburg wird ja manchmal gestritten, ob der Fisch mitverstampft wird. Streiten gehört dazu, aber Fisch gehört eindeutig daneben ... Hängt natürlich vom Koch ab, also dem Smutje oder auch Smut. ... das außenbordbild ist übrigens aus der hafenmetropole leipzig geliehen, siehe b-logbuch-eintrag => Lokalrunde III ...
Nochmal zu Hamburg: Hier gilt Labskaus ja als "Nationalgericht", dabei gehört es wohl eher der weltweiten Seefahrernation. Trotzdem in der Hamburger Küche verankert, berüchtigt oder beliebt, je nachdem. Etwa, ob man Brei mag oder nicht. In der Seefahrt sicher von Vorteil, Breigerichte, wenn schon die Zähne ausgefallen sind, skorbut- oder schlägereibedingt ...
Fasse also zusammen: Labskaus = grob gestampfter Fleisch-Kartoffelbrei, besonders tauglich für die Seefahrt, mit Vitamin C angereichert und stimmungshebend, weil farbenprächtig und mengenmäßig ergiebig. An Land insbesondere in Hamburg verortet. ... das modelfoto stammt übrigens aus der oberhafenkantine, dort herrscht immer seegang, wahnsinnsschräglage, und wie farblich ersichtlich, sind hier auch rote beete mitverstampft, das ist ok ...
Da fällt mir noch was ein: Seeleuten fehlen ja vielleicht die Zähne, dafür sind sie naturgemäß mit gutem Bartwuchs ausgestattet. Liedvorschlag für die heutige Ausfahrt: »Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein ...«
Jetzt feht eigentlich nur noch eins. Das Rezept. Ganz einfach: Kartoffeln kochen, Zwiebeln dünsten, Corned Beef dazu, alles verstampfen und gut is. Wer's genauer und ausgetüftelter will, die Stadt Hamburg hilft weiter: Labskausrezeptbeispiel.
Jetzt hätt ich fast vergessen, mich zu verabschieden ... kommt davon, wenn man zwei Monate lang nur ans Essen denkt ... gehe jetzt in die Kombüse, brutzeln und singen ...
und tschüs!
... auch so ein
seemannslied: »in hamburg sagt man tschüss «