Day of the ... * Am 25. Juni soll sich die internationale Aufmerksamkeit auf die Seeleute richten. Sofern dieser Tag wahrgenommen wird. Sofern die Seeleute wahrgenommen werden, so aus Landperspektive. Liegen ja Welten dazwischen, zwischen dem Leben an Land und dem Leben auf See. Und was sich die Schiffssehnsucht so unter Schiffsleben vorstellt, ist noch eine andere Welt, ist ja klar. Sonst wär's ja nicht Ship Fiction, sondern Ship Reality.
In der Realität finden sich viele Meldungen, die nicht gerade aufs Schiff locken, wie etwa letzte Woche die Geschichte von einem Seemann, der quasi als Pfand für eine unbezahlte Rechnung jahrelang allein auf einem Schiff ausharren muss, das immer maroder wird. Er selbst wird auch immer maroder. Und als er endlich wieder an Land ist, beginnt er eine Ausbildung als Kapitän ... Irgendwas muss also doch dran sein an der Schiffssehnsucht. Selbst in realer Welt.
Ist ein harter Brocken, diese Seefahrergeschichte. Hab eben noch auf spontane Kursänderung gehofft, da wurde gerade im Radio ein Lied angekündigt: »Sehnsucht ist gemein«. Wär doch als Sonntagseintrag geradezu wunderbar. Der Song dann leider nicht so ... Also doch Seafarer, sie haben die Aufmerksamkeit ja wirklich verdient. Und besser alle Tage als nur für einen Tag. Statt jahrelanges Schiffsunglück. Seafaring Real World.
Manövriere mich nun selbständig heraus. Kurswechsel, zurück in den fiktiven Sonntagshafen, ist ja auch schon der 27. Juni. Also wieder glücklich plätschernd, ganz nach eigener Vorstellung. Der Liedtext dazu: Schiffssehnsucht ist ungemein gut. Hab dazu noch die passenden Schlussworte, herausgefischt aus der Bordbibliothek:
»Mit der Fantasie zu navigieren ist tausendmal besser als im Web zu surfen oder meine Irrfahrten mit einer Suchmaschine abzukürzen. In manchen stürmischen Nächten ist es sogar besser, als im Meer zu navigieren.«
(aus: Paolo Rumiz, Der Leuchtturm)
~ ~ ~
* zum jährlich wiederkehrenden datum natürlich auch ein jährlicher eintrag, siehe b-logbuch-einträge von 2018, 2019, 2020.
